Kinderleicht erklärt
Du bist am Thema Diabetes interessiert und willst es endlich verstehen? Leidest du selbst darunter oder kennst jemanden der ihn hat? Hier werden deine Fragen rund um die Stoffwechselerkrankung auf verständliche Art und Weise erklärt. Die orangen Anmerkungen sind für besonders Interessierte, welche ein paar medizinische Begriffe dazulernen wollen. Schenke ihnen keine Beachtung, wenn sie dich verwirren sollten.
Was ist Diabetes?
Diabetes ist eine Störung des Stoffwechsels, bei der entweder zu wenig Insulin produziert wird oder das Insulin nicht mehr richtig wirken kann.
Was ist Insulin?
Insulin ist ein Hormon, welches in bestimmten Zellen (Beta-Zellen) der Bauchspeicheldrüse (= Pankreas) produziert wird. Es sorgt dafür, dass Zellen den Zucker aus dem Blut aufnehmen. Du kannst dir Insulin wie einen Schlüssel vorstellen, der die Zelltüren für die Zuckermoleküle öffnet.
Was ist Glukose?
Der Traubenzucker (= Glukose) ist ein Zuckermolekül, welches wir entweder direkt aufnehmen oder im Verdauungstrakt aus anderen Nahrungsbestandteilen (Kohlenhydrate, Stärke) hergestellt wird. Aus ihr produziert der Körper den benötigten Brennstoff. Du kannst dir Glukose wie Holz fürs Feuermachen vorstellen. Legst du kein Holz mehr nach, geht das Feuer irgendwann aus. Es kann keine Verbrennung mehr stattfinden und keine Energie mehr freigesetzt werden.
Was passiert bei Diabetes in unserem Körper?
Ist der oben beschriebene Vorgang gestört, bleibt zum einen die Glukose im Blut. Die Folge ist ein hoher Blutzucker. Zum anderen bekommen die Zellen nun zu wenig Energie. Sie hungern aus.
Welche Folgen hat ein hoher Blutzucker?
Jedes Kind weiß, dass Zucker klebrig ist. Auch im Blut entstehen bei zu hohen Blutzuckerwerten Karamellisierungsvorgänge wodurch letztendlich unsere Blutgefäße verstopfen. Die Folgen sind sehr unterschiedlich, je nachdem welches Organ betroffen ist. Verkleben die Gefäße der Netzhaut im Auge, können unumkehrbare Sehbeeinträchtigungen verursacht werden (= diabetische Retinopathie). Verkleben die Gefäße in den Zehen und Füßen stellen sich aufgrund von Nervenschädigungen Unempfindlichkeit ein (= diabetische Neuropathie).
Ein weiterer problematischer Vorgang bei hohem Blutzucker ist, dass die Glukose über die Nieren ausgeschieden wird. Der Zucker zieht dabei aber viel Wasser mit sich. Die Folge: Man muss öfters pinkeln und hat ständig Durst. Auch eine Austrocknung des Körpers ist möglich.
Des Weiteren sind die Nieren nicht dazu gemacht Glukose auszuscheiden. Ganz im Gegenteil: Der wertvolle Stoff sollte eigentlich unter allen Umständen gespart werden, was bei gesunden Menschen auch gut funktioniert.
Leider nicht so bei Diabetikern: Durch die Ausscheidung von Zucker werden die ultrafeinen Poren des Nierenapparats verstopft oder zerstört (= diabetische Nephropathie). Dies kann zum Versagen der Nieren führen. Dann muss eine Maschine die Funktion der Nieren übernehmen und das Blut regelmäßig gereinigt werden (= Dialyse).
Was passiert, wenn die Zellen aushungern?
Weil die Zellen in unserem Körper sehr verschiedene Aufgaben übernehmen, verursacht ein Energiemangel in diesen auch sehr verschiedene Symptome.
So fühlst du dich zum Beispiel schwach, weil die Muskulatur keine Energie mehr bekommt.
Natürlich glaubt der Körper nur, dass er am Hungern ist, denn eigentlich ist ja genug Energie in Form von Zucker da. Trotzdem versucht er entgegenzuwirken indem er noch mehr Energie bereitstellt. Das macht er indem er die Leber Fett abbauen lässt.
Wenn große Mengen Fett auf einmal gespalten werden, entstehen jedoch viele Säuren. Die Folge ist eine Übersäuerung des Körpers, wie sie vor allem bei Typ I Diabetes auftritt (= Ketoazidose). Dies äußert sich vor allem durch Atembeschwerden (Hyperventilation) und kann zu Bewusstseinsverlust führen. Unbehandelt können betroffene Menschen auch daran sterben.
Wie verhindert man die oben beschriebenen Probleme?
Ein gut eingestellter Diabetiker muss sich vor keinen schweren gesundheitlichen Folgen fürchten. Das erreicht man je nach Form und Stadium der Krankheit durch Medikamente und einer gesunden Lebensweise. Jeder Patient wird nach gestellter Diagnose richtig eingeschult.
Welche Formen von Diabetes gibt es?
Die zwei am häufigsten vorkommenden und bekanntesten Formen von Diabetes sind Typ I („eins“) und Typ II („zwei“). Daneben gibt es noch den Schwangerschaftsdiabetes und die selteneren sonstigen Formen (A bis H).
Was macht den Typ I Diabetes aus?
Der Typ I Diabetes wird auch jugendlicher (= juveniler) Diabetes genannt. Der Grund: Er tritt schon in der Jugend (oft zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr) auf. Bei dieser Form des Diabetes erkennen die Immunzellen des Körpers fälschlicherweise die eigenen Insulinzellen der Bauchspeicheldrüse als fremd an und greifen diese an. Die Immunzellen zerstören also die insulinproduzierenden Beta-Zellen. Dadurch kann kein Insulin mehr hergestellt werden. Ein echter (absoluter) Insulinmangel ist entstanden.
Der Grund wieso es zu dieser Verwechslung kommt ist noch nicht ganz geklärt. Es besteht aber ein Zusammenhang mit der genetischen Veranlagung und Virusinfektionen.
Menschen mit Typ I Diabetes müssen das Insulin von außen zuführen. Das heißt sie spritzen sich das Hormon selbst unter die Haut. Von dort aus wird es im ganzen Körper verteilt.
Was macht den Typ II Diabetes aus?
Der Typ II Diabetes wird auch als Altersdiabetes bezeichnet. Jedoch erkranken auch immer mehr junge Menschen an dieser Form. Diese Art des Diabetes entsteht meist durch Übergewicht infolge einer ungesunden Lebensweise. Die Insulinrezeptoren der Zellen brauchen immer mehr Insulin, um den Weg für die Glukose frei zu machen (= Insulinresistenz, relativer Insulinmangel).
Du kannst dir das so vorstellen: Durch die ständige Nahrungsaufnahme wurden die Schlüssellöcher (= Insulinrezeptoren) ausgeleiert. Will jetzt ein Schlüssel (= Insulin) die Tür aufsperren, funktioniert dies nicht mehr.
Der Typ II Diabetes kann mithilfe von Lebensstillveränderungen in den Griff bekommen werden. Durch Bewegung und vor allem eine gesunde Ernährungsweise, sprechen die Rezeptoren wieder auf die Zellen an. Die Glukose kann wieder in die Zellen gelangen.
Sollten die eigenen Anstrengungen keinen ausreichenden Erfolg erzielen, werden Medikamente verschrieben, die ebenfalls das Ansprechen der Rezeptoren wieder erhöhen.
Da beim Typ II Diabetes die Beta-Zellen immer mehr Insulin produzieren müssen kann es zu einer Überlastung kommen. Dann versagen die Zellen komplett und gehen zugrunde. Dadurch muss wie beim Typ I Insulin gespritzt werden.
Was macht den Schwangerschaftsdiabetes aus?
Der Schwangerschaftsdiabetes (= Gestationsdiabetes) betrifft in erster Linie die werdende Mutter. Jedoch kann auch das Kind, welches im Mutterleib heranwächst die Folgen davon tragen. Nach der Entbindung bildet er sich meist von selbst zurück.
Der Schwangerschaftsdiabetes kann meist durch Umstellungen in der Ernährung unter Kontrolle gebracht werden. Die Empfehlungen umfassen unter anderem Vollkorn- anstatt von Weißmehlprodukten zu essen und kurzkettige Zucker, wie sie in Fruchtsäften, Limonaden und Süßigkeiten vorkommen, zu vermeiden. Nur selten werden Medikamente nötig.
Ab wann hat man Diabetes? Was macht der Arzt?
Die Unterscheidung von gesund und krank wird anhand des Blutzuckers vorgenommen. Dazu nimmt der Arzt Blutproben ab. Überschreiten die Ergebnisse die angeführten Werte, so besteht der Verdacht auf Diabetes:
- nach Nahrungsaufnahme oder zwei Stunden nach oralem Glukosetoleranztest
- ≥ 200 mg/dl
- ≥ 11,1 mmol/l
- Nüchternblutzucker
- ≥ 126 mg/dl
- ≥ 7,0 mmol/l
- HbA1c
- ≥ 6,5 %
Was ist der orale Glukosetoleranztest?
Bei diesem Test bekommt der nüchterne Patient 75 g Zucker in Form von Glukose gelöst in Wasser zu trinken. Anschließend wartet man zwei Stunden und misst dann den Blutzucker. Gesunde Menschen haben einen Wert von unter 7,8 mmol/l.
Wie lange darf ich vor dem Nüchternblutzuckertest nichts essen?
Die letzte Mahlzeit darf nicht weniger als 8 und nicht mehr als 12 Stunden vor den Test liegen. Es darf in dieser Zeit auch nichts außer Wasser getrunken werden.
Was ist der HbA1c-Wert?
Dieser Wert wird auch als Langzeitzucker bezeichnet. Oben habe ich eine „Karamellisierung“ des Blutes erwähnt. Der HbA1c-Wert ist eine Unterform des Hämoglobins, bei dem genau dieser Vorgang stattgefunden hat. Er ist umso höher, je länger der Blutzucker in den letzten 6 Wochen erhöht war.
Dadurch kann besser darauf geschlossen werden, ob der Blutzucker nur rein zufällig erhöht ist, oder er konstant zu hoch war. Gesunde Menschen haben einen Wert unter 6 %.
Hast du noch eine Frage zum Diabetes oder ist noch etwas unklar? Benutze die Kommentarfunktion und ich werde dir einfach wie möglich antworten.
Autor: Manuel Istratoaie – Veröffentlicht 09.08.2019 – Letzte Aktualisierung 27.01.2020