Auch zuhause wichtig
Unfälle und gesundheitliche Notfälle können auch daheim auftreten. Dann ist es wichtig, geeignete Hilfsmittel zur Hand zu haben und die Grundlagen der Ersten Hilfe zu beherrschen. Dabei spielt es keine Rolle ob du andere oder dich selbst versorgen musst. Wie du dich und deinen Haushalt für den Ernstfall wappnest, erfährst du jetzt.
Eigenschutz
Wie auch auf der Straße gilt auch zuhause: der Eigenschutz geht voraus. Wenn du dich selbst verletzt, gibt es eine zu behandelte Person mehr und du stehst selbst nicht mehr als Hilfe zu Verfügung.
Deswegen gilt: Falls sich die Gefahrenquelle schnell beheben lässt (wie zB.: das Abschalten des Stromes oder das Löschen eines Topfbrands mit einer Decke), dann sollst du dies zuerst machen. Ansonsten bringst du den Verletzten und dich selbst aus der Gefahrenzone und beginnst mit der Versorgung.
NOtfallcheck
Wenn sich eine andere Person verletzt oder ein gesundheitliches Problem hat, musst du zuerst Bewusstsein und Atmung überprüfen.
Bewusstsein kontrollieren
Ist die Person ansprechbar? Reagiert sie auf deine Stimme? Falls nicht, solltest du einen körperlichen Reiz setzen, indem du die Person an der Schulter schüttelst oder zwickst. Sollte noch immer keine Reaktion erfolgen, musst du als nächsten Schritt die Atmung kontrollieren. Wenn eine zweite Hilfskraft anwesend ist, kann diese schon mal einen Notruf absetzen. Bist du alleine dann mach dies erst nach der Kontrolle der Atmung.
Atmung kontrollieren
Um festzustellen ob die Person atmet, musst du den Kopf überstrecken. Das machst du, indem du mit einer Hand die Stirn nach hinten drückst und mit der anderen Hand das Kinn umgreifst. Jetzt legst du dein Ohr zu Mund und Nase während du in Richtung des Oberkörpers schaust. Hörst du ein Atemgeräusch? Fühlst du den Atem an der Wange? Siehst du wie sich der Brustkorb auf und ab bewegt?
Bewusstlose Personen mit eigenständiger Atmung müssen in die stabile Seitenlage (siehe weiter unten) gebracht werden. Danach wählst du den Notruf (112), falls dies noch nicht geschehen ist.
Bei einigen Notfällen (zB. Herzstillstand) kann es zu einer Schnappatmung kommen. Eine solche Atmung ist nicht ausreichend und man muss wie bei einer fehlenden Atmung weiter vorgehen.
Falls du innerhalb von 10 Sekunden keine oder stark abnormale Atmung feststellst, setze spätestens jetzt den Notruf ab. Nun musst du mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.
Notruf
Der Mitarbeiter an der Rettungsleitungsstelle wird folgende Informationen von dir erfragen:
- Wo befindet sich die Unfallstelle? Sei so genau wie möglich.
- Was ist passiert? Art des Notfalls: Unfall, Herzstillstand, etc.
- Wie viele Personen sind verletzt?
- Wer ruft an? Name und Telefonnummer für eventuellen Rückruf

Wiederbelebung
Sollte die Person nicht atmen, musst du mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.
Eine Video-Anleitung findest du hier auf YouTube.
Defibrillator
Wenn in naher Umgebung ein automatischer Defibrillator vorhanden ist, sollte dieser geholt werden. Am besten holt eine zweite Person den Defibrillator und legt ihn nach der beigelegten Anweisung an, während du mit der Wiederbelebung fortfährst.
Herzdruckmassage
- Achte, dass sich die Person auf einem festen Untergrund befindet (kein Bett oder ähnliches).
- Umgreife die Außenfläche der einen Hand mit der anderen. Lege den Handballen mittig auf den Brustkorb.
- Drücke 30 mal mit einer Frequenz von etwa 120 mal pro Minute. Das sind 2 mal pro Sekunde.
- Du sollst bei Erwachsenen etwa 5-6 cm tief eindrücken und anschließend nach jeder Kompression den Brustkorb komplett entlasten.
Beatmung
Nach 30-maliger Herzdruckmassage ist eine zweifache Beatmung empfohlen. Solltest du dies unter keinen Umständen wollen, dann fahre mit der Herzdruckmassage fort. Kinder müssen in jedem Fall beatmet werden.
- Überstrecke wie bei der Kontrolle der Atmung den Kopf.
- Halte die Nase der bewusstlosen Person zu und lege deinen Mund komplett über dessen Lippen.
- Puste kräftig in den Mund hinein und beobachte dabei, ob sich der Brustkorb hebt.
- Hole erneut Luft und wiederhole das Hineinpusten ein zweites Mal.
Sollte sich der Brustkorb nicht heben, so befindet sich eventuell ein Fremdkörper in den Atemwegen des Betroffenen. Wenn du diesen sehen kannst, versuche ihn vorsichtig zu entfernen. Achte dabei darauf, ihn nicht weiter nach hinten zu schieben, da dies die Situation verschlimmer kann. Auch wenn du den Fremdkörper nicht entfernen kannst, solltest du weiter die Herzdruckmassage mit Beatmung durchführen, da sich dabei die Atemwege von selbst befreien könnten.
Nach der Beatmung wiederholst du den Ablauf von 30 Herzdruckmassagen mit anschließender zweifacher Beatmung, bis die Rettungskräfte eintreffen. Das Durchführen von Wiederbelebungsmaßnahmen ist sehr anstregend. Sind noch andere Personen anwesend, solltet ihr euch abwechseln.
Stabile Seitenlage
Falls die Person eine ausreichend starke Atmung besitzt, sollte sie in die stabile Seitenlage gebracht werden. Dies ist vor allem bei bewusstlosen Personen wichtig, damit sie nicht ersticken falls sie erbrechen, bluten oder Schleim auswerfen.
Um die Person auf die rechte Seite zu drehen gehe wie folgt vor:
- Die Person auf den Rücken drehen.
- Den rechten Arm im rechten Winkel weg vom Körper ausstrecken.
- Die linke Hand unter dem Kopf legen und das linke Knie hochziehen.
- Den Körper zur rechten Seite drehen und das Knie angewinkelt ablegen.
- Den Kopf überstrecken und den Mund öffnen.
Um die Person auf die linke Seite zu drehen, gehe spiegelverkehrt vor.
Eine Video-Anleitung findest du hier auf YouTube.
Bei Wirbelsäulenverletzungen sollte der Betroffene möglichst wenig und vorsichtig bewegt werden. Eine bewusstlose Person sollte aber in jedem Fall richtig gelagert werden.
Maßnahmen bei ansprechbarkeit
Ist die Person bei Bewusstsein, kann sie so gelagert werden, wie sie es wünscht.
Bei Atemnot, Herzbeschwerden, Hitzeschlag oder Kopfverletzungen empfiehlt sich ein erhöhter Oberkörper.
Bei Blutungen, Kreislaufkollaps, allergischen Reaktionen, Verbrennungen und Unterzuckerung eignet sich die Lagerung mit erhöhten Beinen am besten.
Angezogene Beine sind oft die beste Maßnahme bei Bauchverletzungen und Bauchschmerzen.
weitere maßnahmen
Sollte der Betroffene unter starken Blutungen leiden, so müssen diese gestillt werden. Dazu mit einem möglichst sauberen Tuch oder Verband fest auf die Wunde drücken.
Wenn Atemschwierigkeiten bestehen, sorge für ausreichend Frischluft und lockere zu enge Kleidung auf.
Beruhige die verletzte oder erkrankte Person und bleib in dessen Nähe bis weitere Hilfe ankommt.
Autor: Manuel Istratoaie – Veröffentlicht 12.08.2019 – Letzte Aktualisierung 13.08.2019